11. Kapitel

 

(gegen Ende des Sommers 1748, im Oderbruch) 

 

 

Elsa war gegangen, und Jakob war wieder allein. Langsam kehrte auch er zu seinem Wagen zurück. In der Nähe hatte ein Kind zu weinen begonnen. Gleich darauf ließ sich eine Frauenstimme vernehmen und versuchte, das Kind zu beruhigen. Jakob lehnte sich gegen ein Rad und überließ sich erneut seinen Gedanken. Elisabeth würde dem Sumpffieber erliegen, genau wie andere vor ihr. Keine Medizin hatte bisher gegen diese Krankheit geholfen, keine Gebete und auch nicht das Wissen von heilkundigen Frauen. Es war, als würde eine unsichtbare Hand aus dem Sumpf auftauchen, mal hier einen packen und mal dort einen, um ihn der Welt der Lebenden zu entreißen. War vielleicht etwas dran an der Behauptung der Wenden, wonach ihre Götter ihnen beistünden im Kampf gegen die Fremden? So jung war Elisabeth noch, so voller Erwartung für das gemeinsame Leben mit ihrem Johann, für das sie beide so viel geplant hatten. Und mit ihr würde das Ungeborene gehen, die Frucht ihrer Liebe, ohne auch nur ein einziges Mal das Glück in den Augen seiner Eltern gesehen zu haben. Elisabeth war krank, aber Johann war es ebenfalls, wenngleich auf eine andere Art. Ihn drückte die Verzweiflung nieder, der drohende Verlust von dem, was er als das Wertvollste in seinem Leben bezeichnet hatte. Würde er noch hierbleiben, wenn es Elisabeth nicht mehr gab? Oder würde er in seinem neuen Leben keinen Sinn mehr sehen und versuchen, in seine alte Heimat und zu seiner Familie zurückzukehren, die er wegen des hartherzigen Verhaltens seines Grundherrn verlassen hatte? Wobei es mit dem Rückkehren nicht so einfach sein würde. Wer dem Ruf des Königs gefolgt war, der hatte Pflichten. Der konnte nicht einfach hingehen und sagen: Ich will nicht mehr, ich gehe fort. Wollte er wirklich zurückkehren, dann blieb nur die Flucht, doch die war eine gefährliche Angelegenheit. Fing man ihn ein bei dem Versuch, dann musste er einen hohen Preis dafür zahlen. Im günstigsten Fall wurden Fluchtwillige ausgepeitscht, einige waren gar hingerichtet worden. Dennoch gab es immer wieder welche, die es riskierten. Und manche waren darunter, die es schafften.

 

Jakob wechselte auf die andere Seite des Wagens und setzte sich auf einen Schemel. Seit dem Abend wehte ein kühler Wind über das Land und erinnerte daran, dass der Sommer beinahe vorbei war und die kalte Jahreszeit bevorstand. Bald würde das Wasser der Oder ansteigen, und bevor es die Niederung zu überschwemmen begann, mussten sie das Bruch verlassen. Mehrere Monate würden sie fort sein, um anschließend wieder zurückzukehren und die Arbeit von neuem zu beginnen. Dies würden Monate ohne das tägliche Graben sein, aber ob sie besser sein würden, das musste sich erst noch erweisen. Jakob zog die Decke enger um sich. Die Nacht hatte ihren Höhepunkt noch nicht überschritten. Fledermäuse huschten auf der Suche nach Nahrung umher, Frösche quakten, im Gras gaben die Grillen ihr gleichförmiges Konzert. Das Weinen des Kindes hatte aufgehört, vielleicht war es vor Müdigkeit eingeschlafen. Auch er und Clara würden ihr Kind haben, zwar erst in einigen Monaten, aber schon heute war Clara manchmal ganz aufgeregt. Es würde ihr erstes Kind sein, aber gewiss nicht das letzte. Bei Adam sah es anders aus, der  hatte noch immer keine Frau, obwohl er sich redlich bemühte. An den Abenden etwa, wenn einer von den Kolonisten auf der Fiedel spielte und ein anderer die Sackpfeife hervorholte und die Burschen sich mit den jungen Frauen bei den Tänzen ihrer alten Heimat drehten. Trotz der harten Arbeit sprangen manche Frauen dabei herum wie übermütige Fohlen auf … Jakob stutzte. War da nicht gerade ein Schatten gewesen, bei den Wagen, die dem Wendendorf am nächsten standen? Oder hatte das Spiel von Wolken und Mond ihn genarrt? Ein Trugbild? Angestrengt versuchte er, die Finsternis zu durchdringen. Nein, es war kein Trugbild, kein Spiel von Wolken und Mond. Es war ein Mensch, allem Anschein nach ein Mann. Für einen Augenblick konnte Jakob ihn sehen, als er im Mondlicht stand, doch das reichte. Wie einer, der sich nur mal erleichtern wollte, sah der Mann nicht aus. Dazu hätte es keiner so vorsichtigen Bewegungen bedurft, die an einen Einbrecher erinnerten oder an einen Räuber. Jakob schaute genauer hin, und als der Mond das nächste Mal die Wolken durchbrach, konnte er den Mann deutlich 



erkennen, wie er geduckt und sich immer wieder nach allen Seiten umblickend durch die Nacht lief. Jakob erhob sich von dem Schemel und stellte sich so, dass der andere ihn nicht sehen konnte, sollte er zufällig in seine Richtung blicken. Wer des nachts so umherschlich, der hatte nichts Gutes im Sinn. Der plante etwas, was das Tageslicht scheute. Aber was?

 

Der Mann lief an einigen Wagen vorbei und wandte sich dann dem Deich zu, an dem eine Gruppe in den letzten Tagen gearbeitet hatte. Gerade an diesem Abend war ein Teilstück fertig geworden, am Morgen sollte die Gruppe an einer anderen Stelle mit der Arbeit beginnen. Was hatte der Mann bei dem Deich zu suchen? Sich vorsichtig Schritt um Schritt vorantastend, schlich Jakob zu einer Stelle, von der er das Geschehen besser überblicken konnte. Auf einmal stellte er fest, dass der Mann nicht allein war. Erkennbar auf Abstand bedacht, war eine andere Person ihm gefolgt, kein anderer Mann, sondern wie er selbst in dem schwachen Licht erkennen konnte, eine Frau. Während der Mann dicht an den Deich herantrat, war die Frau in der Deckung eines Wagens stehengeblieben und hielt Ausschau in alle Richtungen. Im nächsten Moment hielt der Mann eine Hacke in der Hand, die Jakob zunächst entgangen war, und kraftvoll begann er, auf den Deich einzuschlagen. Tief drang die Hacke in das aufgeschüttete Erdreich ein und riss dabei ein Loch, das sich rasch vergrößerte. Jakobs Herz begann schneller zu schlagen. Mehrmals hatte er in den letzten Wochen von Anschlägen auf Baustellen gehört, die sich seit dem Beginn der Arbeiten ereignet hatten. Was sich hier gerade vor seinen Augen abspielte, war solch ein Anschlag.

 

Plötzlich ertönte das langgezogene Huh-huhuhuuu eines Käuzchens, und noch während der Ruf verklang, wusste Jakob, dass er von keinem Vogel herrührte. Er war von dem Wagen gekommen, bei dem die Frau stand, und sie war es, die ihn ausgestoßen hatte. Eine Warnung. In demselben Moment stürmten auch schon vier Schatten hinter dem Deich hervor und stürzten sich auf den Mann, der vor Überraschung 

wie gelähmt mit der Hacke in der Hand dastand. In Jakobs Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dass es sich bei dem Mann um einen Wenden handelte, der mit seiner Sabotage die Pläne der Deutschen zu hintertreiben versuchte, erschien ihm so gut wie sicher. Offenbar war der Mann aus Wut über die Zerstörung seiner Heimat bereit, sein Leben zu riskieren. Ein aussichtsloses Unterfangen, aber was bedeutete eine solche Feststellung schon, wenn einer für sein Volk kämpfte! Gleich darauf sah Jakob die Frau weglaufen, offensichtlich wollte sie sich in Sicherheit bringen. Doch schon tauchten zwei weitere Männer nah bei ihr auf, und für die Dauer eines Augenaufschlags standen die drei sich gegenüber. Schon glaubte Jakob die Frau verloren, als sie auf einmal kehrtmachte und mitten in das Gewirr aus Wagen und Zelten hineinrannte, während die beiden ihr folgten. Und um ein Haar hätten sie sie auch eingeholt, wäre nicht gerade in diesem Augenblick ein Kind aus einem Zelt getreten, genau vor die Füße der Verfolger, worauf der eine zu Boden fiel und der andere, weil er dicht hinter ihm gewesen war, gleich darüber. Zu Tode erschrocken durch diesen Zusammenstoß begann das Kind lautstark zu schreien, die beiden Verfolger stießen Flüche aus, und aufgeweckt durch den plötzlichen Lärm stürzten von überallher Männer und Frauen herbei. Im Nu hatte sich ein Menschenknäuel gebildet, aufgeregt redeten alle aufeinander ein, und jeder versuchte, die Situation zu verstehen. Währenddessen kamen die beiden Gestürzten immer noch fluchend wieder auf die Füße und nahmen die Verfolgung der Flüchtenden auf. Hatte Jakob bis dahin reglos an seinem Platz verharrt und das Geschehen beobachtet, so sagte ihm nun eine innere Stimme, dass er eingreifen musste. ‚Diese Menschen kämpfen für ihre Heimat‘, hämmerte es in seinem Kopf. ‚Sie sind keine Verbrecher, die bestraft werden müssen!‘ Mehrmals schlug die Frau einen Haken, und als sie in seine Richtung rannte, da stürzte er ihr entgegen und packte sie. Gleich darauf erhielt er Unterstützung von Adam, den der Lärm aufgeweckt hatte und der - ohne zu wissen, worum es ging - seinem Freund zu Hilfe geeilt war. Gemeinsam zerrten sie die Frau zu Jakobs Wagen. Ehe sie begriffen hatte, wie ihr geschah, 



lag sie auch schon neben Clara, während draußen immer mehr Menschen zusammenströmten und die Verfolger ziellos zwischen Wagen und Zelten umherrannten, da sie die Flüchtende aus den Augen verloren hatten.

 

„Still!“, zischte Jakob Clara zu, die erst jetzt von dem Lärm aufgewacht war und nun völlig verdutzt die fremde Frau neben sich bemerkte. „Ich erklär es dir später.“ Er wandte sich an Adam. „Schaffen wir sie in die Schatztruhe.“ Die ‚Schatztruhe‘ war ein doppelter Boden unter dem Wagen, den Jakob vor der Abreise als Vorkehrung vor Räubern eingebaut hatte. Würden die ihnen ihr Hab und Gut nehmen, so seine Überlegung, waren in dem doppelten Boden verschiedene Dinge versteckt, die ihnen wenigstens für eine kurze Zeit weiterhelfen konnten. Clara stellte sich vor den Wagen und behielt das Geschehen im Blick, während Adam und Jakob mit schnellen Handgriffen die präparierten Bretter entfernten, den Inhalt des Verstecks in den Wagen umräumten und die Frau anschließend aufforderten, sich in den Zwischenraum zu legen. Die tat das ohne zu zögern, war ihr doch nur allzu bewusst, dass es um ihre Rettung ging. Wortlos zwängte sie sich in die Enge, und nur wenige Augenblicke später war die ‚Schatztruhe‘ wieder versperrt. Draußen waren die beiden Verfolger noch immer auf der Suche nach der Frau, und gleich darauf schlossen sich auch drei Männer vom Deich an, nachdem sie den Saboteur gefesselt unter Bewachung des vierten zurückgelassen hatten. Wütend auf die Entflohene, durchsuchten sie ein Zelt nach dem anderen, kletterten in jeden Wagen, auch in den von Jakob und Clara. Und dabei verkündeten sie ein um das andere Mal, dass jeder, der der Frau bei der Flucht half, mit strengster Bestrafung zu rechnen habe. „Die werdet ihr nicht finden“, zeigte sich Jakob überzeugt und grinste. Und während draußen die Suche weiterging, begann er, Adam und Clara über das Geschehene zu unterrichten.

 

Irgendwann verebbte der Lärm, begann aber kurz darauf in einiger Entfernung von neuem. “Jetzt sind sie im Wendendorf“, sagte Jakob. „Finden sie die Frau auch dort nicht, werden sie wohl annehmen, sie sei ins Bruch gelaufen. Allerdings werden sie ihr dort bestimmt nicht nachspüren, schon gar nicht im Dunklen. Niemand kennt sich im Bruch so gut aus wie die Wenden.“ Sie ließen noch einige Zeit verstreichen, und als auch der Lärm im Dorf verstummt war, befreiten sie die Frau aus ihrem Versteck und holten sie in den Wagen. „Wo ist mein Vater?“, sprudelte die Frage aus der Frau heraus. „Haben sie ihn gefangen? Oder konnte er ihnen entwischen?“ Jakob zögerte zuerst und schüttelte dann den Kopf. „Er hat es nicht geschafft“, sagte er leise. Um ein Haar hätte die Frau laut aufgeschrien bei diesen Worten, doch er schaffte es gerade noch, ihr den Mund zuzuhalten. Auch wenn es draußen ruhig war, konnten die Verfolgter noch immer dort herumschleichen. Die Frau ließ sich fallen, und Tränen rannen ihr über das Gesicht. Dass ihr Vater in den Augen der Deutschen ein Saboteur war, wusste sie. Und wie die Deutschen mit Saboteuren umzugehen pflegten, wusste sie ebenfalls. „Vielleicht lassen sie ihn ja bald wieder frei“, sagte Adam - und hätte sich am liebsten gleich auf die Zunge gebissen. Was für unsinnige Worte, geboren allein aus dem Wunsch, die Frau zu trösten. Doch sie hatte seine Worte gar nicht gehört, denn noch während er gesprochen hatte, war sie ohnmächtig geworden.

 

„Eine mutige Frau“, sagte Adam, „aber das war wohl zuviel für sie.“ Jakob stimmte ihm zu.   Seine Blicke wanderten über die Liegende. Soweit er in dem Mondlicht erkennen konnte, das von draußen in den Wagen drang, schien sie in dem gleichen Alter zu sein wie Clara und glich ihr auch von der Statur. Unter dem Tuch, das sie um ihren Kopf geschlungen hatte und das sich während des Aufenthalts in dem Versteck verschoben hatte, waren ihre Haare zu sehen. Hell schienen sie zu sein, beinahe so hell wie Stroh, während die Wenden sonst zumeist dunkle Haare besaßen. Als die Frau kurze Zeit später aus ihrer Ohnmacht erwachte, war es abermals der Vater, dem ihr erster 



Gedanke galt. „Ich muss ihm helfen!“, brachte sie hervor und setzte sich ruckartig auf. „Sie dürfen ihm nichts tun! Und ich muss zu meiner Familie. Sie müssen erfahren, was geschehen ist.“ Ihre Augen huschten umher und versuchten zu verstehen, wo sie sich befand und wer die beiden Männer und die Frau waren, die sie nicht kannte. In kurzen Sätzen klärte Jakob sie auf. „Ihr seid Deutsche“, gab sie ihrer Verwunderung Ausdruck, „und trotzdem helft ihr mir. Warum tut ihr das? Warum habt ihr mich versteckt? Was habt ihr vor?“ Jakob zuckte mit den Schultern. „Hätten wir zulassen sollen, dass sie dich einfangen?“ Sie dachte kurz über seine Frage nach, war aber schon im nächsten Moment wieder bei ihrer Familie: „Ich muss meine Mutter und meine Geschwister sehen. Ich muss ihnen alles erzählen.“ Diesmal war es Clara, die ihr antwortete: „Du kannst nicht zu deiner Familie. Die Männer, die deinen Vater gefangen haben, suchen dich.“ - „Aber … aber meine Mutter und meine Geschwister … wann kann ich … ?“, stammelte die Frau. Dann brach sie ab, denn sie hatte begriffen. Hatte verstanden, dass ihr die Rückkehr zu ihrer Familie versperrt war, und das nicht nur an diesem Tag. Jakobs Blick war eine Bestätigung ihrer Gedanken. „Wenn das Bruch überschwemmt ist, könntest du zurückkehren“, sagte er leise. „In dieser Zeit wird sich kein Deutscher hier aufhalten. Danach aber werden sie wiederkommen. Und unter ihnen vielleicht auch diejenigen, die dich erkannt haben, und die dich dann womöglich immer noch suchen.“ - „Er hat recht“ mischte sich jetzt auch Adam ein. „Wenn du nicht riskieren willst, dass sie dich einfangen und genau so behandeln wie deinen Vater …“ Clara räusperte sich nachhaltig, was ihn verstummen ließ. „Während du ohne Bewusstsein warst“, fuhr sie an seiner Stelle fort, „haben wir drei uns abgesprochen. Wenn du willst, kannst du bei uns bleiben, wenn wir das Bruch wegen demnächst verlassen. In dieser Zeit kannst du dir überlegen, wie es für dich weitergehen soll.“

 

Zuerst die Gefangennahme des Vaters, nun die Aussicht, dass sie ihre Familie nicht wiedersehen würde … Es war der zweite Schock, mit 

dem sie an diesem Tag fertig werden musste. Was für ein Unglück! Und das alles nur, weil sie und ihr Vater sich dafür eingesetzt hatten, das ihr Volk selbst über sein Schicksal bestimmen sollte! Lange schwieg sie, den Kopf voll düsterer Gedanken, und auch die anderen schwiegen. Schließlich durchbrach Clara die Stille: „Wir kennen noch nicht einmal deinen Namen.“ Die Frau brauchte einige Zeit, bis sie antworten konnte. „Ljuba“, sagte sie dann. „Ich heiße Ljuba. Ich stamme aus dem Dorf dort drüben. Jesko ist mein Vater und Swatka meine Mutter. Meine beiden älteren Schwestern sind Malascha und Slawa. Und zwei Brüder hab ich auch, die sind noch klein.“ - „Ljuba“, wiederholte Jakob. Sie nickte. „Mein Vater ist kein böser Mensch. Niemand von uns ist böse. Wir lieben unser Land, in dem wir leben, seit Swarobog es uns zugewiesen hat, damit wir …“ Sie hielt inne und blickte sich entschuldigend um. Swarobog war ihr Gott. Der Gott aller Wenden. Doch die, mit denen sie hier zusammensaß, waren Christen. Und Christen, das wusste sie, wollten von dem Gott der Wenden nichts wissen. Einen Teufel nannten sie ihn, und wann immer ihnen ein Bildnis von ihm in die Hände fiel, vernichteten sie es.

 

Ljuba wandte sich an Clara. „Du hast gesagt, ich hab Zeit, mir zu überlegen, wie es weitergehen soll …“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Wie kann es denn weitergehen, wenn mir der Weg zurück in mein Dorf versperrt ist? Wo soll ich denn leben? Und wovon?“ Sie sah von einem zum anderen, als erwarte sie eine Antwort, aber keiner hatte eine Antwort für sie. Wie hätte die auch aussehen sollen, wo doch ihr Leben mit einem Schlag vollständig aus der Bahn geraten war. Allerdings ging es zur Zeit noch gar nicht um ihre Zukunft, denn noch war sie im Bruch und damit in Reichweite ihrer Verfolger. Zunächst einmal musste sie in Sicherheit sein, was nicht einfach sein würde, auch wenn sie Hilfe hatte. Und außerdem gab es da noch etwas, was noch nicht abgeschlossen war. Etwas, wofür sie ihre ganze Kraft brauchen würde.