24. Kapitel

 

(Sommer 1751, Kurtschlag) 

 

 

Das Getreide stand gut im Sommer des Jahres 1751. In den Nächten hatte es geregnet, tagsüber hatte die Sonne das Korn verwöhnt, und falls das Wetter anhielt, stand den Dorfbewohnern eine gute Ernte ins Haus. Was für ein herrliches Farbenspiel von Kornblumen und Mohn an den Rändern der Felder! Auf den Wiesen summten unzählige Insekten, Heuschrecken hüpften von Halm zu Halm, und der Geruch von warmer Erde erfüllte die Luft. Schon früh am Morgen begannen die Menschen ihr Tagwerk gemäß der Heiligen Schrift, die da sagt „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen“. Die Enttäuschung über die sandigen Böden, die ihnen am Anfang Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hatte, war verschwunden. Auch dieses Land konnte sie ernähren, sie mussten nur lernen, was möglich war und sich den neuen Bedingungen fügen. Schlecht sah es allerdings mit dem Anbau von Wein aus, auf den Heinrich Müller so große Hoffnungen gesetzt hatte. Schon nach wenigen Versuchen hatte er begriffen, dass es dafür nicht der richtige Ort war, und so hatte er sich in das Unabänderliche gefügt. Nun baute er Roggen, Rüben und Kohl an, nicht gerade die Krönung der Landwirtschaft, wie er immer wieder klagte, aber ihren Beitrag zum Leben leisteten auch sie, und das nicht einmal schlecht. Auch bei den anderen im Dorf hatte sich das Leben als märkische Bauern inzwischen gefügt, wenngleich sie noch immer von Zeit zu Zeit mit ihrem Schicksal haderten. Bei Adam und Ljuba hatte sich noch im vergangenen Sommer - kurz nach der Taufe von Claras Sohn Thomas - Nachwuchs eingestellt, tatsächlich Zwillinge, wie viele vermutet hatten, zwei Söhne, die ihren Eltern viel Freude bereiteten. Den einen hatten sie in Anlehnung an Adams Bruder Ludwig genannt, den anderen Jesko nach Ljubas Vater. Erinnerungen an zwei geliebte Menschen und 

zugleich der Versuch, die immer noch schmerzende Vergangenheit erträglicher zu machen.

 

Auch das Dorf selbst hatte sich gut entwickelt, nicht zuletzt das Anwachsen der Einwohnerzahl war ein Beweis dafür. Nahezu ein Dutzend Familien waren bereits hinzugekommen, jede mit mehreren Kindern, wodurch die Zahl der Bewohner Curtschlags sich gegenüber dem Anfang mehr als verdoppelt hatte. Um Büdner handelte es sich zum Teil - Menschen, die anders als die anfänglichen Kolonisten in kleineren Häusern lebten, in „Buden“, und die außerdem weniger Land erhielten, das nur einen Teil ihres Lebensunterhalts deckte. Den anderen verdienten sie sich durch Arbeit auf den größeren Höfen, zeitweise auch als Holzarbeiter im Wald und bei der Flößerei, die im Frühjahr und Herbst Arbeitskräfte benötigte. Auch drei Handwerker waren unter den Neuankömmlingen, ein Schmied, ein Schneider und ein Schuhmacher, denen angesichts der gewachsenen Anzahl von Menschen und dem zu erwartenden weiteren Zuzug die Beschäftigung nicht ausgehen würde. Der Schuhmacher hatte es sogar schon zu einer besonderen Stellung im Dorf gebracht: Da er nicht nur ein guter Handwerker war, sondern obendrein ein gescheiter Mann, hatte man ihn bis auf Weiteres zum Lehrer für die Kinder gemacht. Ein Posten, auf dem er Jost Schwefel ersetzen sollte, der vor ihm mit der Unterrichtung des Nachwuchses beauftragt gewesen war. Keine gute Entscheidung, wie sich herausgestellt hatte. Dass faule und unartige Kinder bestraft, und das heißt auch geschlagen werden mussten, war unstrittig, schließlich hatte sich diese Erziehung seit vielen Generationen bewährt. Nur hatte es Jost Schwefel nach allgemeiner Ansicht wiederholt übertrieben, weshalb er gegen den Schuhmacher ausgetauscht worden war. Wurden die Kinder nicht gerade von ihren 



Eltern auf dem Feld oder für sonstige Arbeiten gebraucht, würde er ihnen für sechs Pfennige pro Woche das Lesen und den Katechismus beibringen, für einen Münzgroschen auch noch ein wenig Rechnen und Schreiben. Nicht in einem richtigen Schulgebäude, denn das gab es im zweiten Jahr nach der Dorfgründung noch ebenso wenig wie eine Kirche. Aber beides würden sie eines Tags haben, auch weil der König ihnen dabei unter die Arme greifen würde. Schließlich wollte der nicht der Herrscher über ein Volk von Dummköpfen sein.

 

Es war an einem dieser Sommertage, an dem sich alles oder zumindest das Meiste gut zu entwickeln schien, als Elsa in ihrer Küche stand und einen Kessel scheuerte. Abgesehen von dem kleinen Albert war sie allein im Haus. Jakob war bereits früh am Morgen zusammen mit Adam nach Zehdenick aufgebrochen. Das Verhältnis der beiden Männer zueinander war noch immer so gut wie am Anfang. Lagen Nachbarn nur allzu oft miteinander im Streit, und das mitunter wegen der geringfügigsten Dinge, so hatte ihre Freundschaft die Zeit überdauert. Oft sah man sie beide zusammen, immer wieder half einer dem anderen, so dass es im Dorf längst zu einer Gewohnheit geworden war, von den beiden als von einer Einheit zu sprechen, von „Jakob und Adam“. Von einer besonderen Art war auch die Beziehung zwischen ihren beiden Ehefrauen gewesen, Ljuba und Clara, von einer Herzenswärme und einer Vertrautheit, die sich nach Claras Tod zwischen Ljuba und Elsa dagegen nie eingestellt hatte. Beide mochten einander nicht, auch wenn beide um ihrer Ehemänner willen mit der gegenseitigen Abneigung hinter dem Berg hielten. Dabei hatte Elsa mitunter sogar das Gefühl, Ljuba wüsste über den Tod von Clara Bescheid, obwohl ihr trotz intensivem Nachdenken nichts eingefallen war, worauf Ljuba ihr Wissen hätte stützen können.

 

Elsa hängte den Kessel an den Haken über dem Herd, nahm den neuen Daubeneimer, den sie kürzlich beim Böttcher erstanden hatte, füllte 

Wasser und Lauge ein und begann, die Dielen zu schrubben. Schon als Magd hatte sie das getan, jetzt tat sie es als Herrin in ihrem eigenen Haus. Alles tat sie als Herrin, seit Clara nicht mehr da war. Ein gutes Gefühl, wenngleich die Arbeit dadurch so stark angewachsen war, dass sie diese auf Dauer allein unmöglich bewältigen konnte. Eine neue Magd musste her, allerdings sollte es angesichts der Erfahrung, die sie selbst als Magd mit Jakob gemacht hatte, eine mit einem möglichst wenig anziehenden Äußeren sein. Nicht dass sie einen Grund gehabt hätte, ihm zu misstrauen.  Aber dennoch wollte sie ein Risiko gar nicht erst eingehen.

 

Und dabei hätte es für Jakob durchaus einen Grund gegeben, sich für eine andere Frau zu interessieren.

 

Elsa war gerade im Begriff, sich dem nächsten Raum zuzuwenden, als die Tür zum Hof aufgerissen wurde und Albert in den Raum stürzte. Tränen liefen dem Kleinen über die Wangen, sein rechtes Knie war aufgeschlagen, und er blutete. Elsa sah ihn vorwurfsvoll an. „Du bist wieder auf dem Schuppen rumgeklettert, nicht wahr?“, schalt sie ihn. Bei dem Wort „Schuppen“ schüttelte der Kleine heftig den Kopf. Erst vor ein paar Wochen war er beim Klettern heruntergefallen und dabei um ein Haar in eine Egge gestürzt. Elsa säuberte die Wunde, und mit den Worten „Nicht wieder auf den Schuppen!“ entließ sie den Jungen nach draußen. Sie mochte das Kind nicht. Zwar war Albert ein niedlicher Junge, freundlich zu allen und für sein Alter bemerkenswert gescheit. Aber er war nicht ihr Kind. Er war die Frucht von Jakobs Liebe zu Clara, und alles, was an Clara erinnerte, war Elsa zuwider. So wie ihr auch Thomas zuwider gewesen war, der Zweitgeborene, doch wenigstens gab es den inzwischen nicht mehr. Elsa verscheuchte die Gedanken, so wie sie es meist tat, wenn die Bilder von damals sich wieder in ihr Bewusstsein drängten. Was sie getan hatte, war notwendig gewesen, ebenso wie der Tod von Clara, aber die Erinnerung lastete 



noch immer auf ihr. Sie setzte sich auf einen Stuhl, senkte den Blick und starrte die Bürste in ihrer Hand an, ohne sie wirklich zu sehen. Ein Kind ihrer eigenen Liebe gab es noch nicht, obwohl sie und Jakob bereits seit einem Jahr ein Paar waren. Das Vieh in den Ställen vermehrte sich, die Felder waren fruchtbar, überall entstand neues Leben, nur bei ihnen, ausgerechnet bei ihnen … Elsa stöhnte wie jedesmal, wenn sie darüber nachdachte. Und sie dachte oft darüber nach. Es war, als würde der Bauer den Samen auf den falschen Acker werfen. Dass es nicht an Jakob lag, davon war auszugehen, schließlich waren seine Kinder mit Clara der Beweis. Also lag es an ihr. War sie Schuld daran, obwohl sie Jakob so sehr liebte und alles getan hatte, um ihn für sich zu gewinnen. Und jetzt, da er nun endlich ihr gehörte - jetzt sollte ausgerechnet sie der falsche Acker für ihn sein?

 

Abermals stöhnte sie. Und dabei hatte sie schon einiges versucht, um ihrem schweigenden Leib auf die Sprünge zu helfen. Jakob hatte dieses Thema bisher nicht erwähnt, doch sie hatte seine Blicke gesehen, die Enttäuschung und die stillen Vorwürfe, gerade als wollte er ihr sagen: ‚Jetzt ist nur noch ein Kind auf dem Hof, aber ein gesunder Hof braucht mehr Kinder. Auch wenn noch viele Jahre ins Land gehen werden, doch eines Tages werden wir die Arbeit nicht mehr schaffen. Und wer stellt uns dann die Suppe auf den Tisch, wer hält unser Haus sauber und wer wird uns pflegen, falls es nötig sein sollte?’ Elsa atmete tief durch. Dann riss sie sich los von ihren düsteren Gedanken und wandte sich wieder ihren Pflichten zu. Sie wechselte in den kleinen Raum, in dem sie schliefen. Wie in den anderen Häusern gab es auch hier einen Alkoven, eine von Wand zu Wand reichende, mit einem Vorhang abgetrennte Bettnische mit einer Strohschütte als Unterbett. Sie wechselte das Stroh, legte ein Laken darüber und schüttelte Bettdecke und Kissen auf. Dann stellte sie den Eimer für den Sand bereit. Doch bevor sie das Haus verließ, warf sie noch einen Blick auf die Perle, so wie sie das manchmal tat. Auf ihre Perle, denn ihr gehörte sie jetzt, ihr allein. Wie stets vergewisserte sie sich, dass niemand in der Nähe war, 

bevor sie das kostbare Stück hervorholte, das sie an einem sicheren Ort verwahrte. Wehe ihr, wenn jemand die Perle bei ihr fände! Natürlich hätte sie sich ihrer längst entledigen können, aber das hatte sie nicht fertiggebracht. Einen Gegenstand von solcher Schönheit würde sie in ihrem ganzen Leben nie wieder besitzen: einen zu fester Materie geronnenen Tropfen, bläulich schimmernd wie der Himmel, wenn er nach dem Regen aufklart und die Sonne wieder scheint. Eine Weile betrachtete sie die Perle, drehte und wendete sie und ließ das Licht auf ihr spielen. Dann legte sie sie zurück in ihr Versteck. Sie rief nach Albert, doch der antwortete nicht. Als sie auf den Hof trat, fand sie ihn schlafend vor dem Stall auf einer Strohmatte liegend, neben ihm eine Katze, die sich an ihn geschmiegt hatte. Elsa zögerte, ob sie ihn aufwecken und mitnehmen sollte. Doch da sie gleich wieder zurück sein würde, entschied sie sich, ihn schlafen zu lassen. Nachdem sie noch eine Schaufel geholt hatte, nahm sie den Sandeimer und lief los.

 

Von der gegenüberliegenden Seite des Döllnfließes schallte Hämmern und Sägen zu ihr herüber, überall lagen Bretterstapel und standen Wannen mit Strohhäcksel und Lehm zum Füllen von Fachwerk. Vier Büdner waren mit dem Bau ihrer Häuser beschäftigt, fleißige und rechtschaffene Familien, die sich in die Dorfgemeinschaft gut einfügen würden. Elsa wandte sich den Sandlöchern zu. Auf der Dorfstraße kam ihr eine der Büdnerinnen entgegen, die freundlichste von allen, wie Elsa fand. Eine, die ein besonderes Gespür für ihre Mitmenschen besaß. Kaum hatten sie einander kennengelernt und die Büdnerin hatte ihre Geschichte erfahren, da hatte sie schon erkannt, was sie, Elsa, belastete. „Und jetzt grämst du dich, weil du noch kein Kind von ihm hast?“, hatte die Büdnerin sie gefragt und damit auf Anhieb den wunden Punkt bei ihr getroffen. Und ohne das Unglück lange zu beklagen, hatte sie ihr Ratschläge gegeben, die ihr zu einem Kind verhelfen sollten. Sie solle ihren Kinderwunsch auf ein Stück Papier schreiben, hatte die Büdnerin ihr geraten, dieses mit ein paar Wassertropfen, Salz und Erde vermengen und anschließend verbrennen. Sie könne es aber auch mit



Schafgarbenkraut und Mönchspfeffer versuchen, die zu bestimmten Zeiten gepflückt werden müssten. “Und?“, erkundigte sich die Büdnerin gespannt, als sie nahe heran war. „Nichts“, entgegnete Elsa. „Und dabei hab ich mich genau an deine Ratschläge gehalten.“ Die Frau zog die Brauen hoch. „Dann hab ich noch etwas anderes für dich“, sagte sie, und obwohl niemand in der Nähe war, flüsterte sie ihr ein neues Rezept ins Ohr. Eines, bei dem Fledermausblut eine Rolle spielte. „Das wirkt ganz bestimmt, du wirst es erleben“, fügte sie ermutigend hinzu.

 

Trotz aller bisherigen Fehlschläge mit neuer Hoffnung erfüllt, setzte Elsa ihren Weg durch das Dorf fort. Vor dem Schulzenhaus erblickte sie einen Einspänner. Die Zügel des Pferdes waren um den Stamm eines Bäumchens geschlungen, das der Schulze im letzten Jahr gepflanzt hatte. Das Pferd bräuchte nur einmal an den Zügeln zu ziehen, ging es Elsa durch den Kopf, und um das Bäumchen wäre es geschehen, worüber der Schulze sehr ungehalten sein würde. Doch ungehalten schien er auch so schon zu sein, denn in diesem Augenblick tönte seine wütende Stimme aus dem Haus. Soweit Elsa die Worte verstehen konnte, ging es um Holz, also handelte es sich bei dem Wagen vor dem Haus vermutlich um den eines Holzhändlers. Solche Männer erschienen jedes Jahr zur selben Zeit, jeweils wenige Monate, bevor das Geschäft mit dem Holz wieder losging. Ein äußerst lohnendes Geschäft: Im Winter geschlagen, wurde das Holz über das Döllnfließ zur Havel geflößt, von wo ein großer Teil den Weg nach Berlin oder Hamburg fand, manchmal auch weiter. Für das Flößen wurden Schleusen benötigt, und eine davon befand sich ganz in der Nähe. Für sie trug der Schulze die Verantwortung. Wurde geflößt, so stellte er jedes Mal zwei von seinen Knechten dafür ab. Es war eine schwere und nicht ungefährliche Angelegenheit, die erst vor wenigen Jahren einen Flößerknecht aus einem anderen Dorf den Arm gekostet hatte.

 

Die Tür vom Schulzenhaus flog auf und der Händler stürzte heraus, hochrot im Gesicht und so zornig, dass er dem Schulzen hinterherbrüllte, ein derart schlechtes Geschäft habe ihm noch nie einer angeboten, solle er sich doch seine verdammten Baumstämme in den Arsch schieben, er jedenfalls stünde für ein solches Geschäft nicht zur Verfügung! Wütend riss er die Leine von dem Bäumchen, sprang auf seinen Wagen und hieb mit der Peitsche auf das Pferd ein. Gleich darauf war er in einer Staubwolke verschwunden. Elsa wollte gerade ihren Weg fortsetzen, als die Tür vom Schulzenhaus ein zweites Mal aufflog und Ulrich herausstürzte, der jüngste Sohn des Schulzen. Fast wäre er über sie gestolpert. „Was ist los?“, erkundigte sich Elsa. Ulrich war einer von denen im Dorf, die sie am meisten mochte. Einer, der vom ersten Tag an freundlich zu ihr gewesen war, obwohl er als Sohn vom Schulzenhof ein „Alteingesessener“ war und sie selbst wie alle Kolonisten eine Zugereiste. Warum ein Mann wie er trotz seiner 23 Jahre noch keine Ehefrau hatte, war ihr ein Rätsel. „Meine Brüder sind wieder über mich hergefallen!“, schimpfte er. „Kaum war mein Vater mit dem Händler fertig, fingen sie auch schon wieder an: ‚So etwas würdest du nie fertigbringen. Unser Vater weist einen solchen Kerl in die Schranken, aber mit dir könnte er alles machen, du hättest ihm noch Geld hinterherschmissen’ und immer so weiter.“ Er knirschte mit den Zähnen. „Ich bin nur durch Zufall Zeuge des Streits geworden, und als die Sache zu Ende war, wollte ich wieder an meine Arbeit. Da standen sie plötzlich vor mir und fingen wieder an, auf mir herumzutrampeln.“ Elsa legte ihm tröstend die Hand auf den Arm, was er in seiner Wut indes nicht bemerkte. „Ich halte es in diesem Haus nicht mehr aus! Ich will nicht der Sklave meiner Brüder sein!“ Er senkte die Stimme. „Ich gehe fort. Irgendwann gehe ich fort. Und wenn es zu den Soldaten ist.“ Bei dem Wort Soldaten zuckte Elsa zusammen. Soldaten hatte sie schon etliche gesehen, ihre schmucken Uniformen hatten sie jedesmal beeindruckt. Nur wenn sie nach einer Schlacht aus dem Feld kamen … Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es muss einen anderen Weg geben.



Bleib hier, Ulrich! Irgendwann finden sie ein neues Opfer und lassen dich in Ruhe. Geh nicht!“

 

Er verabschiedete sich, und sie sah, wie er in das Haus seines Vaters zurückkehrte. Als zwei Kinder an ihr vorbeiliefen, erinnerte sie sich an ihr eigenes Kind - oder richtiger: an das von Jakob -, das sie schlafend zurückgelassen hatte, und ihr wurde bewusst, dass sie sich beeilen musste. Gleich darauf stand sie in den Sandlöchern, einer kleinen Senke am Ende des Dorfes, aus der alle den Sand für ihre Dielen holten. Einmal verteilt, nahm er den Schmutz auf, bis er durch frischen Sand ersetzt werden musste. Mit einer Schaufel füllte Elsa ihren Eimer, und ohne noch einmal anzuhalten eilte sie mit schnellen Schritten zurück zu ihrem Haus.