Der Gasthof Steuer/Dubinsky

Von diesem Gasthof lagen uns zunächst nur zwei Fotos vor, beide stammten aus dem Jahr 1914. In der Kurtschläger Dorfchronik gibt es einige spärliche Angaben zu dem Gasthof, die auf die Erinnerungen von Erna Falk zurückgehen (bei ihr ist die Rede von einer „Gaststätte“): "Seit 1800 gab es hier schon einen Dorfkrug, aber ohne Saal. Danach betrieb noch die Familie Steuer eine Gaststätte mit Saal, dort, wo Rotkopf Seefeld wohnte. Aber Steuer duldete das verbotene 'Mauschelspiel', deshalb wurde ihm die Konzession entzogen. Er verkaufte den Saal an Otto Brüsch I. Der war Fuhrunternehmer und riss den Saal ab, der mit dem Giebel zur Straße seitlich des Hauses stand. Dort ist heute der Hof. Die Abrisssteine verkaufte er nach Berlin.“

Ansichtskarte von 1901

Ende 2021 sind wir auf zwei neue Abbildungen des Gebäudes gestoßen, und zwar auf Ansichtskarten in dem Buch von Ulrich Drewin „Zehdenick & Umgebung 1877-2020“, Berlin 2021, S. 374 f. Sehr detailreich sind beide Abbildungen nicht, allerdings ist der von Erna Falk erwähnte, mit dem Giebel zur Straße stehende Saal deutlich zu erkennen. Interessant sind die Angaben zum Eigentümer: Wiesen unsere beiden bisherigen Abbildungen von 1914 August Steuer als Eigentümer aus, so nennt die Bildunterschrift auf der Karte von 1901 einen „W. Steuer“ (auf einem Schild auf dem Foto ist „Wilhelm Steuer“ zu erkennen), auf der Karte von 1906 ist von einem „(Gasthof) M. Dubinsky“ die Rede. Drei Eigentümer in relativ kurzer Zeit. Bei Wilhelm Steuer handelt es sich vermutlich um jemanden, der zu dem August Steuer von 1914 in einer 

Ansichtskarte von 1906

 

 


familiären Beziehung stand; der Name Dubinsky ist uns nicht bekannt. Interessant ist die Bezeichnung des Gebäudes auf allen vier Ansichtskarten - den alten und den neuen - als „Gasthof“, während Erna Falk eine „Gaststätte“ erwähnt. Zu einem Gasthof gehört üblicherweise eine Beherbergungsmöglichkeit. Im „Mittelpunkt“ waren seinerzeit Fremdenzimmer vorhanden, es ist wahrscheinlich, dass das auch bei dem „Gasthof August Steuer/Wilhelm Steuer/M. Dubinsky“ der Fall war und Erna Falk sich geirrt hat bzw. dass ihr dieser Unterschied im Augenblick des Erzählens nicht bewusst war.

Diese Fotomontage zeigt den Saal an der Stelle, an der er sich befand.

Text und Fotomontage: Manfred Lentz